Rein anatomisch ist gesehen ist es ja ganz einfach: Ein Mann hat zwei Eier und einen Schwanz. Eine Frau im Gegenzug eine Muschi und Brüste. Nur glaube ich, dass das nicht reicht um ein Mann zu sein. Im Gegenteil ich erlebe immer wieder Frauen, die mehr Eier haben als Männer.

Meine Karriere als Mann begann, als ich 10 Jahre alt war. Mein Vater starb in einem Autounfall. Eine Frontalkollision. Der LKW hat gewonnen. Der Fahrer wohl traumatisiert, wie der kleine Junge in mir. Doch als ältester von drei Geschwistern, habe ich die Rolle meines Vaters übernommen. Irgendwie, so gut es halt ging. Habe Koffer geschleppt, und mich um meine Schwester und meinen Bruder gekümmert. Und ich kann mich erinnern, dass ich immer diesen Drang hatte aufzuräumen. Sinnbildlich wollte ich wohl dieses Chaos, das der Tod meines Vaters hinterlassen hatte, loswerden. Nichts mehr war in Ordnung. Ich hatte die Kontrolle über mein Leben verloren. Daraus entwickelten sich Muster wie „es allen recht machen zu wollen!“ damit sie mich ja lieben. Oder „es perfekt machen zu wollen!“ um niemandem zur Last zu fallen. Oder „mich anzustrengen!“ um gut genug zu sein. Oder ein Klassiker unter Männern: „stark sein zu wollen!“ Und ja keine Emotionen zeigen. Nun, all diese Muster oder Antreiber haben mich irgendwie zu dem gemacht was ich heute bin. Sie haben mich zu Höchstleitungen getrieben. Ich war in allem was ich gemacht habe einer der Besten, wenn nicht der Beste. Ultimativ hat das in einem Weltmeistertitel gegipfelt.

Doch ich habe auch einen Preis bezahlt. Meine Freundin nannte mich Iceberg, weil ich so kühl und unnahbar war. Manchmal fühlte ich mich ohnmächtig und hilflos. Mir fehlte die Rückendeckung. Jemand der mir den Weg gezeigt hätte. Ich fühlte mich fremd auf dieser Welt. So gar nicht verbunden. Es ist unglaublich anstrengend immer stark zu sein! Oder perfekt! Oder es allen recht macht zu wollen.

Und überhaupt nicht männlich. Männer machen ihr Ding. Ein Mann ist ein Mann, wenn er seine Eier spürt. Wenn er tief verwurzelt ist in seiner männlichen Energie. Wenn er klare Ansagen macht und zu seinem Wort steht. Wenn er denkt was er sagt, und sagt was er denkt. Wenn er sein Ding macht und gleichzeitig andere unterstützt. Er ist in einem Sowohl-als- auch-Modus im Leben unterwegs. Äusserlich hart innerlich weich. Er ist Arschloch und liebevollster Vater zugleich. Und er hat Zugang zu diesen beiden Welten. Ein Mann auf fünf Adjektiven reduziert: Natürlich, mutig, ehrlich, dankbar und liebevoll.

Und nun zu dir. Frage dich: Wo stehe ich auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (trifft absolut zu)? bei folgenden Antreibern?

Mach es allen recht!

Streng dich an!

Sei perfekt!

Sei stark!

Mach schnell!

Wenn du skaliert hast (alles über 5 schreit nach Coaching) überlege dir, was für einen Einfluss dieser Antreiber in deinem Leben spielt. Im Job, deinem Mann sein, deiner Partnerschaft, in deinen Beziehungen zu Menschen oder deiner Sexualität!

Mich haben sie zum Weltmeister gemacht. Aus heutiger Sicht, in meiner Reflektion, war der Preis viel zu hoch.

Fühl dich umarmt!

Cla