Zugegeben vordergründig haben Sex und Fliegenfischen nicht wahnsinnig viel Gemeinsames. Und doch glaube ich, dass es Parallelen gibt. Sie nicht so verschieden sind im Kern. Respektive, die Bedürfnisse, die sich Menschen damit erfüllen, ähnlich sind.

Beide Tätigkeiten beginnen beim Jagen. Fliegenfischen auf Sicht ist das Beste überhaupt. Einen Fisch im Wasser zu spotten und ihn dann erfolgreich zu fangen, löst in mir immer wieder Hochgefühle aus. Beim Sex ist es irgendwie ähnlich. In meiner Singlephase nach meiner erfolgreichen Scheidung (erfolgreich, weil es gut so war und ich mich so weiter entwickeln konnte) ging ich auch regelmässig auf die Jagd. Auch auf Sicht. Das macht einfach mehr Spass als Online.  Und ähnlich wie beim Fischen, wusste ich im Voraus nie, ob es denn gelingt. Manchmal habe ich gespürt, dass ich wohl zum Abschluss komme. Das Hochgefühl beim Sex ist aber anders. Entspannter. Obwohl ich beim Fischen auch schon gezittert habe, nachdem ich einen Fisch erfolgreich gefangen habe. Um ihm dann wieder seine Freiheit zu schenken.

Und Freiheit ist ein wesentlicher Aspekt von beiden. Die Freiheit, das zu tun, was man tut, so wie man will, mit Lust und Freude. Voraussetzung dafür ist, dass man auf Konventionen pfeift. Konventionen limitieren und schränken ein. Fliegenfischen kommt manchmal echt verstaubt daher. So traditionell.  Und manche missionieren ja auch nur beim Sex. Anders verstaubt. Es gibt so viele Techniken und Stile beim Fliegenfischen und beim Sex. ABER, nun kommt das grosse ABER, Stile und Techniken sind überbewertet. Es ist aus meiner Sicht nicht so sehr das, was man macht wichtig, sondern vielmehr die Art und Weise und wie man etwas macht.

Und genau hier nähern sich Sex und Fliegenfischen sehr an. Fliegenfischen in seiner reinsten Form ist ein „Sich Verbinden“ mit der Natur. Ein in „Kontakt treten“ mit dem Element Wasser und den darin sich tummelnden Fischen. Ein Auftanken von Energie. Gepaart mit Wertschätzung gegenüber der Schöpfung. Ein Miteinander viel mehr als ein Gegeneinander. Darum lasse ich die meisten Fische auch wieder frei. Ab und zu esse ich einen. In beiden Fällen steht aber die Haltung dahinter: Vielen Dank durfte ich diese Erfahrung mit dir machen!

Beim Sex ist es genau gleich. Kontakt und Verbindung als Schlüssel. Energie auftanken. Wertschätzung gegenüber der Partnerin. Ein Miteinander, erst dann flutscht es so richtig. Da sind wir wieder beim Wasser. Der grosse Unterschied: Ich esse keine Frauen. Zumindest nicht im wörtlichen Sinne.